„Gemeinsam geht viel mehra“
Warum feiert man eigentlich ein Richtfest? Eine gute Frage, die von den Kindern am Freitagnachmittag beim Richtfest von wagnisSHARE in Augsburg gestellt wurde. „Weil wir jetzt am höchsten Punkt vom Dach angekommen sind, und bei uns ist das Dach sogar schon geschlossen“, erklärte Vorständin Rut Gollan. Das war natürlich ein Grund zum Feiern mit vielen Gästen, die von Rut Gollan willkommen geheißen wurden. Darunter waren 2. Bürgermeisterin Martina Wild und Stadträtin Christine Kamm für die Stadt Augsburg, außerdem Vertreter*innen des Stadtplanungsamtes, von den Genossenschaften Siedlungsgenossenschaft Firnhaberau und Wogenau, von den Planungsteams und den am Bau beteiligten Firmen und vom Aufsichtsrat, und die Mitglieder der Baugruppe gehörten selbstverständlich auch dazu.
Zum ersten Mal wird ein wagnis-Projekt in der Holzsystembauweise errichtet, 46 Wohnungen entstehen in den drei Häusern an der Siegfried-Aufhäuser-Straße. Viele Bauteile kommen bereits vorgefertigt auf die Baustelle, das hat bisher für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Zuständig dafür ist die österreichische Firma b_solution aus Hallein. So bekam die Feier am Freitag auch einen bayerisch-österreichischen Anstrich, aber da beide Länder ja enge Beziehungen miteinander pflegen, gab es keine Anpassungsschwierigkeiten. Ungewohnt war für die bayerischen Gäste, dass der Bauleiter aus dem Pinzgau oben auf dem Dachfirst keinen Richtspruch herunterschmetterte und anschließend ein Glas auf den Boden warf. Stattdessen stieß Paul Schweiger einen lauten Juchitzer aus. Kein Problem, von unten kam ein vielstimmiges bayerisches Echo. Schon zur Einstimmung beim Fest wurde kräftig mitgesungen, als die beiden Vorstände Rut Gollan und Christoph Miller (mit Akkordeon) statt einer markanten Rede ein Gstanzl anstimmten und das Gleichenfest (österreichisch für Richtfest) besangen.
Ein Auszug aus dem selbstgedichteten Text:
Die Häuser g’hörn zum Wohnen, und nicht zur Spekulation
Dafür stehn wir alle, und profitieren davon
Wir fragen uns zusammen, was wirklich „meins“ sein muss!
Gemeinsam geht viel mehra – mit genossenschaftlichem Gruß!
Das gemeinsame Mehr würdigte auch 2. Bürgermeisterin Martina Wild in ihrer Rede. Sie bedankte sich für das große Engagement im sozialen und nachhaltigen Wohnungsbau, von dem auch die Stadt profitieren würde. Mit dem Konzeptvergabeverfahren sei die Stadt neue Wege gegangen. Die Stadt sei offen für nachhaltiges Bauen, gemeinschaftliches Bauen und Wohnen und partizipative Prozesse, und „das realisieren Sie bestens“, sagte Martina Wild an den Vorstand gewandt. Es sei etwas Besonderes, wenn in den heutigen schwierigen Zeiten Akteure Wohnprojekte verwirklichen würden: „Sie sind Ihrem Moto treu geblieben, Sie haben es weiterhin gewagt.“
Clemens Nuyken vom Architekturbüro N-V-O bedankte sich im Namen des Planerteams für das Vertrauen der Bauherrin, die auch während der schwierigen Finanzierungsphase starke Nerven behalten habe. Ein großes Dankeschön ging auch an Ursula Steude vom Stadtplanungsamt, die die Umsetzung des Projekts immer engagiert unterstützt habe.
Ein enger wagnis-Begleiter ist mittlerweile das Landschaftsarchitekturbüro bauchplan, das die Planung der Außenanlagen übernimmt. Christoph Hagenacker, Leiter des Münchner Büros, freute sich, nach wagnisART und wagnisWEST jetzt für das dritte Projekt wagnisSHARE arbeiten zu können.
Bei den anschließenden Führungen bewunderten die Besucher*innen und künftigen Bewohner*innen die hellen Räume mit einem wunderschönen Ausblick in den grünen Sheridanpark und die gemütliche Atmosphäre im Holzmassivbau. Der bayerisch-österreichische Austausch wurde beim üppigen Buffet im künftigen Gemeinschaftsraum noch bestens gepflegt. Und auch die Kinder waren begeistert. Wie üblich fanden sich sofort neue Freund*innen zusammen, die gemeinsam am Maltisch Wimpel verzierten oder die umliegende Gegend erkundeten. Der Einzug kann kommen.
Fotos: das 9. wagnis-Projekt von oben (Luftbild Holger Gollan-Brink); der Richtbaum auf dem First von Haus 1; Patrick Rehrl von b_solution bedankte sich bei den wagnis-Vorständen Christoph Miller und Rut Gollan für die gute Zusammenarbeit; 2. Bürgermeisterin Martina Wild überbrachte die Grüße der Stadt Augsburg (von links)